Uelser Musikverein läutet Weihnachten ein

Uelser Musikverein läutet Weihnachten ein

Stürmische Begeisterung beim Jubiläumskonzert in der altreformierten Kirche in Emlichheim

Seit 25 Jahren gibt der Musikverein Uelsen sein Weihnachtskonzert am letzten Sonnabend vor Heiligabend. Auch beim Jubiläumskonzert in der altreformierten Kirche in Emlichheim vermochten Dirigentin Helga Hoogland und Gastsänger Guido Lambers, ihr Publikum zu begeistern.

Von Jörg Leune

EMILICHHEIM/UELSEN.

Auch wenn der Vereinsvorsitzende Dirk Jacobs in seiner Begrüßung den Satz „Mit dem Weihnachtskonzert des Musikvereins fängt Weihnachten richtig an“ in Zweifel zog, es ist doch etwas dran. Denn seit nunmehr 25 Jahren läutet das traditionelle Konzert am letzten Sonnabend vor Weihnachten für viele Niedergrafschafter das Fest richtig ein.

Und so meldeten die GN auch am Vortag, dass der Abend ausverkauft ist. Das große Rund der Emlichheimer altreformierten Kirche mit seinen ohnehin schon fast 1000 Plätzen musste noch um einen Stuhlblock im Nebenraum erweitert werden. Und die vielen Zuhörer waren wieder total begeistert. Mit rhythmischem Klatschen bei Standing Ovation verlangte das Volk von Helga Hooglands Orchester und dem Gastsänger Guido Lambers nach der abschließen-den sinfonisch begleiteten Weihnachtsgeschichte Zugaben. Auch die sonst so souverän wirkende Orchesterleiterin zeigte in ihren Schlussworten Rührung.

Im Wechsel waren an diesem Abend wieder perfekt gestaltete Bläsersätze und Solovorträge von Guido Lambers und seiner Begleitband zu hören. Zum festen Bestandteil der Weihnachtskonzerte gehörte auch in diesem Jahr wieder der kräftige Gesang der versammelten Zuhörer. „Tochter Zion“ ist dabei schon traditionell. Am Anfang des Konzerts erklang eindrucksvoll „Ich steh an deiner Krippen hier“. Dieses Lied nahm Lambers gegen Ende des Abends in einer gegenwartsbezogenen Textfassung noch einmal auf. Ob freilich „Stille Nacht“ einen geeigneten Abschluss des Konzertes bildete, lässt sich fragen. Der introvertierte Text passte nicht recht zu den vorherigen Beifallsstürmen. Auch war die Tonart nicht günstig gewählt.

Immer wieder, wenn man den Musikverein mit seinen siebzig Musikern hört, ist man erstaunt, wie es Helga Hoogland gelungen ist, den hohen Standard über die Jahre zu bewahren. Immer wieder müssen ja neue Musiker integriert werden. Nur eine Handvoll von Mitgliedern erhob sich, als gefragt wurde, wer schon beim ersten Konzert vor 25 Jahren dabei war.

Aber das Orchester bewahrt ja nicht nur seinen Standard, sondern ganz erstaunlich ist die Perfektion des Dargebotenen und wie präzise die Musiker die durchdachten Dirigierbewegungen der Leiterin befolgen. Das zeigte sich sowohl an den schon bekannten Standards wie der „Forrest Gump Suite“ oder den „Holiday Favorites“, besonders aber an der durchsichtigen Gestaltung etwa von „Morning Star Variations“, einer eindrucksvollen Interpretation von Elementen des Chorals „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ (Bert Appermont).

Eine ähnlich starke Wirkung ging von Stijn Roels‘ Komposition „The Other Side“ aus, einer überzeugenden musikalischen Form von Trauerarbeit. Mit gleich starkem Beifall wie das Orchester wurden Guido Lambers‘ Songs begleitet. Er verfügt über eine überaus wandlungsfähige Stimme, die auch in den hohen Lagen durch ein gutes Grundvolumen balanciert wird. Die Wandlungsfähigkeit zeigte sich besonders darin, dass er Lieder von Herbert Grönemeyer, Paul Simon, Chris Rea und Xavier Naidoo in jeweils authentisch wirkenden Coverversionen vortrug.

Seinen Vortrag begann Lambers mit zwei Titeln christlicher Popmusik. „Wenn wir Gott in der Höhe ehren, kehrt bei uns hier Friede ein“, hieß es im ersten Lied Manfred Siebalds.

Vermutlich kann nicht jeder Zuhörer diesen Satz nachvollziehen. Denn in der Weihnachtsbotschaft der Engel „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden“ wird hier ja nicht eine Bedingung formuliert, wie das Lied suggeriert, sondern hier werden Aufträge an die Menschen erteilt. Und ganz konsequent formulierte Pia Janke in ihrer durchweg souveränen Moderation im Anschluss an das Lied „Ich bin sicher“ einen berechtigten Zweifel an der Gültigkeit dieser Aussage.

Das Jubiläumskonzert in der altreformierten Kirche war wiederum von hoher logistischer Professionalität geprägt. Dazu gehörten die Werbung und die vorbildliche Besucherbetreuung.

Zum ersten Mal waren im Kirchenraum zwei riesengroße Videowände installiert, auf denen die Programmabfolge zu lesen war und die Liedtexte dargeboten wurden. Das eindrucksvolle Raumlicht und die perfekte Soundsteuerung fügten das Ihre zu diesem überaus gelungenen Konzertabend hinzu.

Grafschafter Nachrichten – 27.12.2017 

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