Orchesterklang und Gesang auf hohem Niveau
Weihnachtskonzert des Musikvereins Uelsen machte das Publikum zu einer großen Familie
Von Jörg Leune – Uelsen. Das Weihnachtskonzert des Musikvereins Uelsen hat erneut einen Höhepunkt im Kulturleben des Jahres gebildet. Wieder war das Konzert schon einige Tage vorher ausverkauft, wieder musste eine große Anzahl von Zuhörern sich mit Stühlen in der Turmhalle begnügen. Aber am Samstagabend war doch manches anders als sonst, und einiges war besser gelungen, als man erwarten konnte. So ist der Musikverein inzwischen so groß geworden, dass nicht mehr alle Musiker im Chorraum Platz fanden. Die Jüngsten mussten zuhören, durften dafür nachher die Blumen überreichen und statteten in erstaunlich gekonnter Weise Dirigentin Helga Hoogland den Dank für den großartigen Abend ab. Wie stets bei ihren Konzertauftritten waren die Musiker perfekt vorbereitet und zeigten sich auch in der Ausführung von ihrer besten Seite. Das Miteinander von Blech, Holz und Schlagwerk gelang fehlerfrei. Und zwar unabhängig davon, ob das Orchester allein spielte oder Sänger und Sprecher und zum Schluss beim gemeinsamen „Tochter Zion“ das gesamte Publikum begleitete. Für einen neuen Akzent sorgte eine Komposition von James L. Hosay. Die Rezitation der Weihnachtsgeschichte durch Fritz Baarlink untermalte das Orchester mit Klängen, die den Inhalt des Textes musikalisch widerspiegelten. Besonders geprägt aber wurde das diesjährige Konzert durch die Gesangsdarbietungen. Sarah Bouwers ist schon Stammgast bei den Weihnachtskonzerten. Und auch diesmal beeindruckte sie wieder durch ihre stilsicheren Interpretationen von weihnachtlichen Popsongs und klassischen Sätze. Sie brauchte sich mit „Somewhere over the Rainbow“ nicht vor dem Vergleich mit Judy Garland zu scheuen, und traf die fahle Stimmung von Gustav Holsts „In the Bleak Midwinter“ auf das Gedicht von Christina Rossetti genau. Zu einem Höhepunkt wurden Wolfgang Amadeus Mozarts bekanntes „Laudate Dominum“ und Johann Sebastian Bachs „Schafe können sicher weiden“, die Sarah Bouwers ohne Verstärkung, von Elke Diekjakobs feinsinnig an der Orgel begleitet, von der Empore vortrug. Hier hätte sie lediglich die einleitenden Vokale etwas stärker akzentuieren können. Überzeugend gelangen auch ihre Duette mit Gerald Geerink, der an seinem 17. Geburtstag ebenfalls einen ganz starken Eindruck hinterließ. Seine Gestaltung von Billy Joels „Leningrad“ vor dem Hintergrund des Orchesters war nicht nur makellos, sondern zeichnete sich auch durch eine gut disponierte Textgestaltung aus. Und selbst ein bis zum Überdruss abgeleierter Titel wie „White Christmas“ ließ in seiner Interpretation aufhorchen. Da spielte plötzlich, stärker als bei Bing Crosby, der Textinhalt eine Rolle, und als dann Elke Diekjakobs am Keyboard zum Refrain das Tempo anzog und Geerink mitging, merkte man endlich einmal wieder: Da hat Irving Berlin eigentlich ein richtig gutes Lied geschrieben. Am Schluss herrschte in der überfüllten Kirche pure Begeisterung. Die Konzerte des Musikvereins machen das Publikum immer zu einer großen Familie, und wenn das mit soviel musikalischer Qualität verbunden ist, wie bei Helga Hoogland üblich, bleibt eigentlich kein Wunsch offen.
Grafschafter Nachrichten – 24.12.2008