Gesang und Instrumentalklang der besonderen Art

Gesang und Instrumentalklang der besonderen Art

Konzert Musikverein Uelsen musizierte mit Gästen und begeisterte das Publikum in Neuenhaus

Neuenhaus – Schon eine Viertelstunde vor Veranstaltungsbeginn war am Samstagabend das Forum trotz zusätzlich aufgestellter Tribünen überfüllt. Wieder zeigte sich: Ein Auftritt des Musikvereins Uelsen ist mehr als ein Konzert. Er ist ein Event. Zu Recht trägt dieses Ensemble den Untertitel „Das Orchester der Niedergrafschaft“. Die ganze Region nimmt Anteil (die Volksbanken der Niedergrafschaft sponsern gern). Und doch hat ein solcher Abend zugleich etwas Familiäres. „Wir vom Musikverein sind praktisch eine große Familie“, sagte Helga Hoogland in ihren Schlussworten, „aber eine mit erheblicher Fluktuation.“
Erstaunlich ist es schon, wie es der Dirigentin gelingt, seit nunmehr 13 Jahren immer wieder neue Mitspieler aus der Musikschule in ihr Orchester zu integrieren und dabei nichts vom musikalischen Niveau preiszugeben. Viele ehemalige Orchestermitglieder waren unter den Besuchern des Konzerts zu sehen. Zurzeit spielen 65 Musiker mit einem Durchschnittsalter von 19 Jahren im Musikverein Uelsen mit, und was sie spielen, ist in jeder Hinsicht auf der Höhe der Zeit.
Auf der Höhe der Zeit ist auch die Lichtshow, die perfekt auf die Musik abgestimmt ist. Das Konzertplakat hatte auf die diesjährigen Schwerpunkte hingewiesen: Musical, Film und Chanson. Wie vor drei Jahren wurde es wieder ein Abend mit Gästen: den Sängern Hendrik Veldink, Bianca Holthuis und Daniel Titz. Außerdem sangen Sarah Bouwers und Andrea Holthuis, beide auch Flötistinnen im Musikverein. Allen Gesangsbeiträgen ist ein fast professionelles Niveau zu bescheinigen, und sie wurden mit entsprechendem Beifall aufgenommen.
Die musikalischen Höhepunkte aus „Elisabeth“ wurden im schön abgestimmten Ensemblegesang zur Begleitung des Orchesters vorgetragen, allerdings litt die Verständlichkeit des Textes etwas. Wahrscheinlich war der Soundcheck bei leerem Saal erfolgt. Einen umjubelten Höhepunkt setzte Daniel Titz mit seinem eindrucksvollen Knabensopransolo „Mama, wo bist du?“ auf dem Hintergrund des großen Orchesters. Andrea Holthuis gewann die Herzen der Zuhörer mit ihren beiden Solovorträgen, dem Gesang der Glamour Cat Grizzabella „Memory“ (nachdem Gerd Heilemann zuvor mit seiner Trompete die „Old Gumbie Cat“ ebenso schön charakterisiert hatte) und Judy Garlands Superhit „Somewhere over the Rainbow“.
Ihre Schwester Bianca Holthuis hat schon auf der letzten CD des Musikvereins gezeigt, wie gut sie ihre tragfähige Stimme auf den Orchesterklang abstellen kann. Eher noch besser gelang ihr diesmal das Duett mit Hendrik Veldink aus „Beauty and the Beast“. Ein ebensolcher Höhepunkt war aus „Miss Saigon“ „The Movie on my Mind“ in der Interpretation Sarah Bouwers’. Sie singt schon lange bemerkenswert schön, hat aber im vergangenen Jahr noch deutlich an interpretatorischer Reife gewonnen. Ihr und Hendrik Veldink half dabei Armanda ten Brinks inspirierende Begleitung auf dem Clavinova.
Hendrik Veldink trug außer den Ensembleliedern begleitet von seiner Lehrerin drei Chansons Herman van Veens aus seinem Repertoire vor und setzte auf diese Weise Ruhepunkte in den Konzertabend. Fast noch eine Steigerung seines Könnens erlebte man mit seinem Gilbert-B?caud-Medley, dessen Lieder sicherlich noch nicht oft von einem Blasorchester mitgestaltet wurden. Besonders bei „Nathalie“ wurde das Publikum förmlich mitgerissen.
Der Musikverein musizierte wie immer höchst präzise, klangschön und in den einzelnen Stimmgruppen gut abgewogen. Musikalisch am stärksten geriet „America“ aus „West Side Story“. Hier hatten die Perkussionisten mit ihrer professionellen Gestaltung der komplizierten Latino-Rhythmen ihre größte Stunde. Aber auch der „Deep-Purple“-Medley war Beweis dafür, wie gründlich Helga Hoogland mit ihren Musikern gearbeitet hat und wie gut sie alle verstehen, das Publikum anzusprechen. Dieser von Dirk Jakobs (als Ersatzmann!) locker moderierte Abend schaffte es, Interpreten wie Zuhörer in gleicher Weise glücklich zu machen.
Den stehend dargebrachten Ovationen folgten das Überreichen vieler Blumensträuße und als Zugaben „Let it shine“ vom Orchester und schließlich als i-Punkt des Ganzen unter Mitwirkung aller Sänger der Elvis-Klassiker „Falling in Love with you“.

Grafschafter Nachrichten vom 01.10.2003

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