Gute Musik und eine Würdigung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte vor 70 Jahren verbanden sich in einem großen Benefizkonzert am Samstag in der altreformierten Kirche in Veldhausen.
Von Gerhard Herrenbrück
Veldhausen Viel gute Musik und eine beeindruckende inhaltliche Würdigung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte vor 70 Jahren verbanden sich in einem großen Benefizkonzert am Samstag in der gut besetzten altreformierten Kirche in Veldhausen. Der Musikverein Uelsen hatte dazu eingeladen. Und dessen Leiterin Helga Hoogland, im Hauptamt bei der Landeskirche in Leer Chefin der reformierten Bläserarbeit, hatte aus ihrem kirchenmusikalischen Arbeitsbereich zusätzlich noch zwei Ensembles mit einbezogen: das reformierte Landesbläserensemble und den Grafschafter Jugendposaunenchor, ergänzt durch eine Percussion-Band, allesamt unter dem hintersinnigen Namen „Reformiertes Blech & Band“ zusammengefasst.
So vereinigten sich in diesem Benefizkonzert klanggewaltig 90 Musiker, vorwiegend in der ersten Lebenshälfte, zu einem großen Programm, das aus zwei Teilen bestand. Vor der Pause musizierte „Reformiertes Blech & Band“ zeitgenössische Kirchenmusik, wie sie von den Kirchentagen durch Clemens Bittlinger und andere, aber inzwischen auch durch den Gemeindegesang vertraut ist. Hinzu kamen noch neue Liedsätze aus dem Liederbuch zum Reformationsjubiläum. Nach der Pause war der Musikverein Uelsen dran – mit populärer Musik für Groß und Klein. Da erklangen Disney-Medleys sowie Songs aus Robin Hood, Tabaluga, Prince of Egypt und zum Schluss ein Michael Jackson-Hit: „Heal the World“.
Beide Klangkörper erwiesen sich als bestens geschulte Musiker, die diszipliniert das Konzept der Dirigentin umsetzten: Prägnante Einsätze, fließende Wechsel der Tempi und Rhythmen, klar konturierte Melodie-Linien. Ihr Klang-Volumen war groß und hätte spielend ausgereicht, um noch ganz andere Räume zu füllen. Aber die Musiker wussten sich im richtigen Moment auf Geheiß ihrer Dirigentin zu zügeln.
Souverän führte durch das Programm Pia Janke, Vorstandsmitglied des Uelser Musikvereins. Sie kommentierte nicht nur die musikalischen Beiträge unter Einbeziehung von Kinderstimmen aus dem Publikum ebenso unterhaltsam wie informativ, sondern führte auch vor und nach der Pause zwei Interviews über die Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen im Jahre 1948 und über die 1961 gegründete Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Ihr Interviewpartner war der hierzulande wohlbekannte Michel Sauvadet, der vor 42 Jahren in Neuenhaus eine Amnesty-Gruppe ins Leben rief und immer noch ihr Spiritus Rector ist.
Sauvadet erläuterte, dass Amnesty im Einsatz für die 30 Artikel der Menschenrechte von Anfang an Schwerpunkte setzte: Ausgangspunkt war die Bedrohung des Rechts auf freie Meinungsäußerung (Artikel 19), die der eigentliche Gründungsimpuls für Amnesty durch einen Londoner Anwalt war. Bald kamen als zwei weitere Schwerpunkte die Artikel 3 und 5 hinzu: Das Recht auf körperliche Unversehrtheit und der Kampf gegen Folter und Todesstrafe. Auf die Frage nach den Finanzen betonte er, dass Amnesty sich nur durch Spenden finanziere (z.B. durch den Erlös von Benefizkonzerten), um seine finanzielle Unabhängigkeit zu wahren. Mit dem Geld unterhalte die Zentrale in London die Recherche-Arbeit zur Ermittlung von Menschenrechtsverletzungen in aller Welt, die durch die Brief- und Protestkampagnen der Amnesty-Gruppen vor Ort (auch in Neuenhaus) immer wieder angeprangert würden. Auf die Frage nach einer Verbesserung der Lage machte Michel Sauvadet am Beispiel der Türkei deutlich, dass es sogar ganz in der Nähe Rückschläge gebe und weltweit erst recht. Vorsichtiger Optimismus sei aber erlaubt mit Blick auf die zunehmende Zahl von Gesetzen und Institutionen zum Schutz der Menschenrechte.
Die Veranstalter des Benefizkonzerts und die Neuenhauser Amnesty-Gruppe hatten mehrere Info-Stände aufgebaut und Schrifttum zu den Menschenrechten und zu Amnesty bereitgelegt. In der Pause bestand die Möglichkeit, bei einem guten Getränk (Erlös an Amnesty) sich weiter zu informieren und sich durch Unterschrift an Protestaktionen zu beteiligen.
Weit sichtbar in der Kirche und am Eingang: Neben dem Kreuz das Amnesty- Zeichen: Ein Licht, von Stacheldraht umgeben – Symbol für den Widerstreit von Freiheitshoffnung und Unterdrückung.
Gradschafter Nachrichten – 04.03.2019