Begeisternde Spielfreude
20. Weihnachtskonzert des Musikvereins Uelsen in Emlichheim
Vor mit nahezu 1000 Zuschauern ausverkauftem Haus präsentierte der Musikverein Uelsen am vergangenen Sonnabend sein 20. Weihnachtskonzert. Bereits zum vierten Mal musste man in die altreformierte Kirche in Emlichheim ausweichen, was aber nicht nur im Hinblick auf die zur Verfügung stehende Größe, sondern auch in Bezug auf Akustik und Atmosphäre als äußerst glückliche Lösung anzusehen ist.
Von Marcus Pfeifer – Emlichheim. Mit ihrer gleichwohl äußerst modernen wie auch erhaben sakralen Architektur passte die Aura des von den Gastgebern zur Verfügung gestellten Gebäudes in idealer Weise zum Stil des Konzerts. Denn alle der gut 20 musikalischen Beiträge, seien es die fulminanten Darbietungen des gesamten Orchester-Ensembles, die mit ihrer schillernden Vielfalt an Klängen der verschiedensten Holz- und Blechblasinstrumente sowie der Schlagzeuger begeisterten, seien es bedächtigere Interpretationen von Jahrhunderte alten traditionellen Weihnachtsliedern wie „Vom Himmel hoch, da komm’ ich her“, glanzvoll interpretiert durch den diesjährigen, dem regionalen Publikum hinreichend bekannten Gaststar, den Tenor Hendrik Veldink – immer boten die neuen Arrangements eine frische, moderne Sicht auf die Kompositionen. Oft war das, was man zu hören bekam, auf angenehme Weise jazzig angehaucht, mitunter wurde den klassischen Kompositionen auch eine geballte Ladung lateinamerikanischer Rhythmik beigemischt, wie etwa bei der ebenso eigenwilligen wie gelungenen Interpretation von „Ich steh’ an deiner Krippen hier“ durch Gabor Klink-Spekker.
Natürlich ist der eher moderne Klangcharakter der Tatsache geschuldet, dass da eine Bigband mit Dutzenden Bläsern antrat und keine Geigen- oder Orgelspieler. Und so hatte schon der bravourös gelungene Auftakt mit „Music without Borders“ stimmungsmäßig eher etwas von der Atmosphäre der Londoner „Last Night of the Proms“. Vielleicht die musikalisch brillanteste Darbietung des Abends war die Präsentation von Tinkerbell aus dem Musical Peter Pan. Dabei wurden die verschiedensten Klänge aller Instrumente zu einer fantastischen und zauberhaft kapriziösen melodischen Klangkulisse geformt, die klassischen amerikanischen Musicalverfilmungen alle Mal das Wasser reichen konnte.
Dass man nicht nur auf hohem Niveau musikalisch unterhalten, sondern auch zum Nachdenken anregen wollte, zeigte sich bei der Darbietung eines Potpourris aus dem „König der Löwen“ von Elton John. Dirigentin Helga Hoogland nutzte hier die Gelegenheit, auf die fabelähnliche Handlung nicht ohne ernsten Hintergrund hinzuweisen, denn das Musical handelt von einem Löwenkönigssohn, dessen Vater von Verwandten ermordet wurde und der, lange Zeit verbannt, nur langsam den Weg zurückfindet in die Löwengesellschaft und seine ihm dort zugewiesene Rolle.
Stärker auf das Thema der Weihnacht fokussiert waren die Lieder, die sich Hendrik Veldink ausgesucht hatte. Auch er gab interessante musikgeschichtliche Hintergrundinformationen etwa zu dem allseits bekannten „Es ist ein Ros entsprungen“, das einst von den Nazis entstellt und verhunzt wurde, uns aber nun längst schon wieder ganz in seiner ursprünglichen Reinheit zur Verfügung steht. Veldink hatte auch zum Nachdenken anregende moderne geistliche Lieder überwiegend angelsächsischer Provenienz im Gepäck, die an das Leiden Jesu erinnern sollen, wie das mit eindringlichem Pathos vorgetragene „Above All“ des Amerikaners Michael W. Smith.
Zweimal durfte das Publikum dann auch selbst mit in den Gesang einstimmen, und zwar bei „Tochter Zion“ und „O du Fröhliche“, was unter der riesenhaften zeltartigen Holzkuppel der Kirche seinen Effekt nicht verfehlte.
Zum Abschluss ehrte man die langjährige Dirigentin Helga Hoogland, indem man ihr für jedes der von ihr geleiteten Weihnachtskonzerte eine Rose überreichte. Wie schwierig es sein muss, ein ganz überwiegend aus Laien zusammengesetztes 70-köpfiges Ensemble zu leiten, das sich aus den verschiedensten Alters- und Berufsgruppen und aus Mitgliedern aus mehreren Niedergrafschafter Gemeinden zusammensetzt, das wurde anhand einiger liebevoll erklärender Hinweise sinnfällig deutlich. Angesichts des sich wohl fortsetzenden unermüdlichen Engagements von Helga Hoogland ist zu hoffen, dass dies auch weiterhin auf dem gleichen beeindruckenden Niveau geschieht.
Grafschafter Nachrichten – 27.12.2012