Rock und Pop und feiner Jazz

Rock und Pop und feiner Jazz

Musikverein Uelsen und Malte-Schiller-Quartett vor großem Publikum

Das 75-köpfige Orchester spielte am Sonnabend in der ausverkauften Neuenhauser Schulaula unter der Leitung von Helga Hoogland Klassiker des Swing, Rock und Pop. Die Uelser konnten ebenso überzeugen wie das Malte-Schiller-Quartett mit seinem aufregenden Cool Jazz.

Von Jörg Leune – Uelsen. Das große Konzert des Musikvereins Uelsen war auch ein großes Familienfest: Blumengestecke vor der Bühne, eine eindrucksvolle Lichtshow unter anderem mit separat kreisenden Scheinwerfern, fortwährendem Farbwechsel und intelligent eingesetzten Spots, vor allem aber ein einschließlich der umgebenden Tribünen zum Bersten gefülltes Forum. Bis tief in die Bühne hinein waren die 75 Musiker platziert. In der linken vorderen Ecke saß auf einem separaten Podium das Malte-Schiller-Quartett, von der riesigen PA-Anlage halb verdeckt. Nach einer bombastischen „Also sprach Zarathustra“-Einführung des Orchesters erklang ein Medley, das auf die Thematik des Abends einstimmte. Dazu gehörte auch der Auftritt der vier Gesangssolisten aus der Schule Armanda ten Brinks: Gerald Geerink, Tobias Klomp, Moritz Temme und Daniel Titz. Durch das Programm führte Dirk Vrielmann-Jacobs. Er stellte knapp die Hintergründe dar, auf denen sich die populäre Musik des 20. Jahrhunderts entwickelte, angefangen von Benny Goodman bis zu Brian Adams und „Queen“. Zu ihren Evergreens führte Helga Hoogland ihr Orchester wieder mit sicherer Hand. Die Arrangements kamen prächtig über, die Akustik war ausgezeichnet, und alle Musiker waren bestens aufgelegt. Durchweg klangen die Bearbeitungen durch die größere Vielfalt der Instrumente – eine Bigband verfügt ja normalerweise nicht über Flöten, Oboen und Tenorhörner – fast interessanter als die Originale.Zweimal gab es als Highlight einen tollen Auftritt des Bremer E-Gitarristen Jan Olaf Rodt. Und die hervorragend gesungenen und gut ausgesteuerten Beiträge der vier jungen Sänger ließen ebenfalls kaum Wünsche offen. Das Publikum zeigte sich am Schluss des Abends zwar begeistert und hätte gern bis Mitternacht noch weitere Zugaben gehört, machte allerdings während des Konzerts eher den Eindruck einer ruhig lauschenden Kirchengemeinde. Nur selten wurde mitgeklatscht oder gar – wie angekündigt – mit den Knien gewippt. Der Abend war so arrangiert, dass ein Auftritt des Musikvereins mit einem Stück des Jazzquartetts abwechselte. Das verlieh dem Konzert eine besondere Note. Malte Schiller (Tenorsaxophon), Oliver Poppe (Piano), Oliver Karstens (Bass) und Philipp Pumplün (Schlagzeug) spielen einen aufregenden Cool Jazz. Jeder der Vier zeigt sich als Meister seines Fachs. Perlende Piano-Kadenzen, ein zurückhaltendes Drum-Set, ruhige Bass-Linien und ein jeder Stilart gerecht werdendes Saxophon überzeugten restlos. Die Stücke reichten von Klassikern wie Billy Strayhorns „Take the A-Train“ über eigenwillige Improvisationen zu „Billy Logan und Mary Syer wurden letzten Mittwoch Mann und Frau“ aus der „Dreigroschenoper“ bis zu Eigenkompositionen. Hier ist besonders Pumplüns „Oh Brother, Where Art Thou“ hervorzuheben. Aus einem rhythmisch eigenwilligen Bass-Solo entwickelt sich ein Dialog mit dem Saxophon, wie man ihn noch selten gehört hat. Karstens inspiriert Schiller zu immer neuen Ideen, die dieser seinerseits an den Bassisten zurückgibt. Dieses Quartett möchte man bald einmal wieder hören. Der Musikverein bleibt uns ja zum Glück sowieso erhalten. Er blühte am Sonnabend wie eh und je.

Grafschafter Nachrichten – 11.03.2008

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