Blasorchester der Niedergrafschaft schlägt mit seiner ersten CD ganz neue Töne an
Von „E.T.“ bis „Star Trek“: Musikverein Uelsen präsentiert ertmals digitales Klangvergnügen
von Thomas KriegischBislang beigeisterte das beliebte Orchester der Niedergrafschaft sein großes Grafschafter Publikum vor allem bei Live-Konzerten – nun schlägt das Uelsener Ensemble ganz neue Töne an und präsentiert sich mit einer erlesenen Repertoireauswahl populärer Film- und Unterhaltungsmusik erstmals auch von der kleinen silbernen Scheibe für die heimische HiFi-Anlage: Der Musikverein Uelsen hat die erste CD produziert, „Flashing Winds“ heißt der Erstling mit 52 Minuten Spieldauer zwischen „Stra Trek“ und „Forrest Gump“. Die CD ist Ergebnis einer sechs Jahre Langen Orchesterarbeit und somit auch eine Art stolze Bilanz der bislang erreichten musikalischen Leistungsfähigkeit und stilistischen Bandbreite. Schon immer hat das heute rund 50 Musiker starke Ensemble auch auf neue Akzente in der Blasorchesterarbeit gesetzt. „Blasmusik wird meistens lediglich mit Volksmusik verbunden. Das ist falsch: Wir gehen andere Wege“, meint Helga Hoogland, die nach ihrem Musikstudium das Niedergrafschafter Orchester von Beginn an kontinuierlich aufbaute und formte. Diese „anderen Wege“ führen zum Beispiel das vielfältige Repertoire, außergewöhnliche Schulprojekte wie unlängst am Gymnasium Neuenhaus und nun die erste CD vor. Die Scheibe präsentiert mit ihren zehn Titeln einen Querschnitt durch das große und stilistisch breite Repertoire des Orchesters. Das umfasst Perlen der modernen Unterhaltungs-, Pop-, Film-, und Musicalmusik ebenso wie Kompositionen für sinfonische Blasorchester. Auf der CD werden vornehmlich Titel aus Filmen wie „Star Trek“, „E.T.“, „Der mit dem Wolf tanzt“, „Forrest Gump“ oder „Der weiße Hai“ geboten. Aber auch Pop-Reminiszenzen an „Abba“ und andere sind dabei. Aufgenommen wurde das gute Stück im vergangenen September. Unter professionellen Bedingungen spielte das Orchester ihr digitales Klangvergnügen „Flashing Winds“ an zwei Tagen in der Aula der KGS Neuenhaus ein. Für die Aufnahme wurde das holländische Studio „Eurosound Hervald“ engagiert. Intensiv hatte sich das Ensemble auf die Produktion vorbereitet: Über einen Monat lang probten Musiker dreimal in der Woche. „Die Vorbereitungen haben ungeheuren Spaß gebracht“, bereichtet Orchesterleiterin Helga Hoogland, „der Zusammenhalt und das Engagement waren groß, und die Motivation stieg ständig.“ Die CD ist neben ihrem Unterhaltungswert auch Beweis einer guten Zusammenarbeit zwischen Gemeinde Uelsen, Musikschule und Musikverein. Denn begonnen hatte einmal alles mit der Überlegung der Musikschule der Niedergrafschaft und der Gemeinde, ein sich selbst organisierendes Orchester zu gründen, das eng mit der Musikschule zusammenarbeitet und fortgeschrittenen Schülern neue Möglichkeiten des gemeinsamen Musizierens eröffnet. Was sich dann im April 1990 mit 21 Bläsern und Schlagzeugern zu ersten Probe traf, brachte es im steten Aufwärtstrend bereits drei Jahre später auf 50 aktive Musiker. Diese Orchsterstärke konnte nicht nur bis heute gehalten werden: Seit einiger Zeit leitet Heöga Hoogland auch noch ein Jugendorchester mit 20 Musikern. 65 Prozent der Orchstermitglieder kommen heute direkt aus der Musikschularbeit, 35 Prozent, vornehmlich Blechbläser, von außerhalb – einige Musiker stießen aus Posaunenchören hinzu, andere wurden speziell für die Orchesterarbeit ausgebildet. Darunter sind zum Beispiel langjährige Klavierschüler, die zusätzlich gerne in einem Ensemble musizieren wollten. Eine tragende Säule des Orchesters ist der Musikverein Uelsen. Er präsentiert bei jedem Auftritt auch einen Teil der Musikschularbeit und trägt mit dazu bei, dass die Zahl der Schüler im Bläserbereich stetig zunimmt. „Mit seinen Konzerten und vielfältigen Projekten ist der Musikverein eine nicht mehr wegzudenkende kulturelle Bereicherung für die Niedergrafschaft“, heißt es zur Arbeit des Musikvereins. Das erste Album soll auch Geld in die Orchesterkasse bringen: Die einnahmen aus dem CD-Verkauf sind Bestandteil des Finanzierungskonzeptes für das Ensemble: Da der Zuschuß der Gemeinde uelsen jedes Jahr neu überprüft wird, will der Musikverein aus den Einnahmen von Beiträgen, Konzerten und dem CD-Verkauf zumindest seine Kosten decken können. Übrigens: Wer mit der digitalen Rille „Flashing Winds“ Lust auf mehr bekommt, kann das Blasorchester demnächst „live-haftig“ beim großen Weihnachtskonzert erleben.
Grafschafter Nachrichten – 16.11.1996