Sommeranfang mit Bläsern
Der Musikverein Uelsen überzeugte wieder einmal
Jörg Leune – Zu „Platzkonzerten“ lädt der VVV Uelsen zur Zeit ein. Dabei darf man nun nicht an Marschmusik auf hartem Steinpflaster denken. Vielmehr genossen die zahlreichen Zuhörer am Sonntagnachmittag nicht nur den schattigen Rasenplatz um den Musikpavillon hinter dem Rathaus mit seinen sommergrünen Ausblicken, sindern das Orchester des Musikvereins erfreute mit einem bunten Musikprogramm, das bei jungen und ältere Besuchern gleich gut ankam. Auch Märsche gab es zu hören, unter anderem einen fast swingenden „Alamo“ von Sousa.
Aber die Märsche sind, wie Helga Hoogland in ihren Hinweisen zum rechten Hören dem Publikum erklärte, nicht besonders beliebt bei den Bläsern. Das verwundert nicht, denn da gibt es Besseres zu hören als den simplen Viervierteltakt. Der Klangreichtum der Formation mit Flöten, Oboen, Klarinetten, Saxophonen, Waldhörnern, Trompeten, Tenorhörnern, Posaunen, Tuba, Pauken und Drum-Set stellt eine mischung zwischen Bigband- und Blasorchesterklang dar und lässt sich in vielfältiger Weise nutzen. So hörte man nach den schon bekannten einleitenden „Acclamations“ eine imaginäre Filmmusik „La Storia“ im Stile Morricones, zu der die Hörer aufgefordert waren, sich ihren eigenen Film zu denken; aber auch die herrlich verrückten „Simpsons“ mit originellen Geräuscheinlagen, ein Disney-Film-Medley, Popsongs, eine elegische Pavane in Blue und den unverwüstlichen „Original-Charleston“ mit Washboards und der Dirigentin einmal nicht am Pult, sondern an der Hupe.
Das Orchester ist in seinen verschiedenen Klanggruppen immer ausgewogen und versteht sich gut auf dynamische Feinheiten. Wiederum beeindruckte die genaue Schlagtechnik von Helga Hoogland, die von den Spielern fast schon routiniert umgesetzt wurde. Kaum spürt man noch die gründliche Arbeit, die es braucht, einen solchen Klangkörper, zu formen, so sehr überwiegt die Spielfreude.
Und dann war da noch Thorsten Harnitz. Wann gibt es das shcon in einem Blasorchester, dass gerade der Schlagzeuger so aufhorchen lässt? Aber der junge Neuenhauser hat eben auch, von der hiesigen Öffentlichekeit fast unbemerkt, mit seinem Bruder zusammen vor kurzem den dritten Preis beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ errungen. Der Msuikverein kann sich gewiss glücklich schätzen, dieses neue Mitglied im Rücken zu haben.
Am Sonntag zeigte sich das Orchester vom Pult wie vom Schlazeugpodium her in gleicher Weise inspiriert.
Grafschafter Nachrichten vom 26.06.1992